Den von PolitikerInnen gerne in den Mund genommenen Begriff „Schulautonomie“ sehen wir LehrerInnen eher ambivalent. Immerhin ist er sehr oft ein Synonym für Mangelverwaltung, mit der wir aufgrund fehlender Ressourcen für unsere Schulen konfrontiert sind.
Einen radikalen Wandel im Umgang mit Autonomie könnten die Änderungen im SchUG und SchOG bringen, für die die Begutachtungsfrist Ende April zu Ende gegangen ist. In den Entwürfen sind nämlich Meilensteine enthalten, auf die wir schon sehr lange hingearbeitet haben. Die geplanten Änderungen sollen den Schulen eine möglichst hohe Flexibilität für die Organisation des Unterrichts vor Ort bringen und die Entscheidung über die Einführung der semestrierten Oberstufe (früher modulare, dann neue Oberstufe) den Schulen überlassen, nachdem die verpflichtende Einführung schon mehrmals auf unser Drängen hin verschoben worden ist.
Für mich als Standesvertreter ist das natürlich Grund zum Feiern, ohne zu vergessen, dass wir auch weiterhin gemeinsam kämpfen müssen, um sinnvolle Änderungen für unsere Schulen zu erreichen. Ein Durchbruch wäre aus meiner Sicht, wenn man Schulen nicht weiterhin „Innovationen“ von oben her vorschreiben wollte. Stattdessen sollte die Politik gemeinsam mit den PraktikerInnen neue Modelle entwickeln und deren Umsetzung oder auch Nichtumsetzung der Schulautonomie anvertrauen. So würden sinnlose Reformen in der Schublade verschwinden, bevor sie Schaden anrichten können. Welche Schule aber würde sinnvolle Angebote nicht gerne annehmen? Qualität statt Zwangsbeglückung – als Optimist möchte ich daran glauben, dass dies keine Illusion bleiben muss.
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Auf den Punkt gebracht, danke!
„Qualität statt Zwangsbeglückung – als Optimist möchte ich daran glauben, dass dies keine Illusion bleiben muss.“
Bewahren Sie sich Ihren Idealismus. Was in den letzten knapp 40 Jahren, die ich überblicke, in den verschiedenen Regionen aufgebaut und umgesetzt wurde – und in den letzten Jahren „von oben“ abgedreht wurde, ist erschütternd und demotivierend bis ins Mark. Und dies – wie Sie zurecht schreiben – im Namen einer Optimierung, der Qualitätsverbesserung oder auch der Schulautonomie.
So werden positive Begriffe ins Gegenteil verkehrt und pervertiert.