Österreich gehört zu den führenden Asylländern Europas, und zwar nicht nur hinsichtlich der Asylanträge, sondern auch hinsichtlich der Zuerkennung von Asyl. Im Jahr 2020 belegte Österreich bei der Anzahl positiv beschiedener Asylanträge in Relation zur Bevölkerungsgröße unter den 27 EU-Staaten hinter Griechenland und Luxemburg den 3. Platz. (1)
Ich bin stolz darauf, dass sich meine Heimat durch humanitäre Hilfe auszeichnet, und ärgere mich immer wieder, dass es diversen Medien gelingt, ein völlig anderes Bild zu vermitteln.
Weniger stolz bin ich auf die Integrationsmaßnahmen. Der Fokus liegt vor allem auf dem schulischen Bereich, und selbst dort gibt es noch sehr viel zu tun. Weitgehend unbeachtet bleibt jedoch ein Faktum, das die folgende Grafik eindrucksvoll dokumentiert (2):
Von den Zuzügen aus dem Ausland entfielen im Jahr 2020 lediglich 16,7 Prozent auf Personen aus der Altersgruppe 0 bis 19 Jahre, 55,6 Prozent – fast das Dreieinhalbfache – stellten Personen aus der Altersgruppe 20 bis 39 Jahre. (3)
Diese Zahlen belegen, wie wenig Chancen unser Schulwesen hat, massive Bildungsdefizite zehntausender Menschen auszugleichen, die Jahr für Jahr zu uns kommen.
Ich wünsche Österreich eine Politik, die sich ihrer Verantwortung für die Zukunft unseres Landes bewusst ist und erkennt, dass ein Versagen in der Migrations- und Integrationspolitik das fortschreitende Zerbrechen unserer Gesellschaft beschleunigt.
(1) Siehe Statistik Austria (Hrsg.), Migration & Integration. Zahlen. Daten. Indikatoren 2021 (2021), S. 41.
(2) Statistik Austria (Hrsg.), Bildung in Zahlen 2020/21. Schlüsselindikatoren und Analysen (2022), S. 13.
(3) Siehe a.a.O., S. 178.
@: „Diese Zahlen belegen, wie wenig Chancen unser Schulwesen hat, massive Bildungsdefizite zehntausender Menschen auszugleichen, die Jahr für Jahr zu uns kommen.“
Das ist zwar richtig, aber nur die eine Hälfte der Wahrheit.
Die andere Hälfte der Wahrheit besteht darin, dass wir aktuell viele beruflich qualifizierte Flüchtlinge aus der Ukraine bekommen, bei denen sich unserer Staat die Ausbildungskosten erspart, weil sie bereits älter sind als 20 oder 25.
Das ist so wie bei einer österreichischen Firma, die ihre Buchhaltung oder Teile der EDV nach Indien auslagert – oder wie bei einem Röntgeninstitut, wo die Bilder in Indien begutachtet werden: Da profitiert Österreich auch von den Bildungsausgaben eines anderen Landes, ohne etwas dazu beizutragen.
Aus früheren Jahrzehnten erinnere ich mich daran, dass Ärzte aus der 3. Welt in Österreich praktizierten: Sie kamen als Medizinstudenten hierher und sind dann geblieben (warum auch immer, sicher nicht zur Freude ihrer Heimatländer, die ihnen die Stipendien ermöglichten): Österreich hat in diese Leute nur die Uni-Ausbildung investiert, und somit – auf Kosten der Dritten Welt – billige Top-Kräfte bekommen.
Ein ähnliches Bild sehen wir übrigens auch in der Kirche: Der polnische Priester ist ja schon fast sprichwörtlich, und ich kenne sogar zwei schwarze Priester: Nein, ich meine damit nicht die ÖVP – von der Sorte gibt es noch viel mehr 😉
Schließlich haben wir auch noch einige Zehntausend 24-Stunden-Pflegerinnen im Lande, die die jahrzehntelangen Versäumnisse der österreichischen (Aus-)bildungspolitik ausgleichen (müssen). Es ist beschämend, wie Österreich mit diesen Frauen umgesprungen ist: Die Kinderbeihilfe hat man ihnen mit einem statistischen Schmäh gekürzt, indem man sie in die Kaufkraft ihrer Herkunftsländer umgerechnet hat.