Gerhard Riegler: In eigener Sache

Ich hoffe auf das Verständnis der Leserinnen und Leser für sehr persönliche Zeilen.

Die letzte Woche war für mich geprägt von einem bundesweiten ÖPU-Kongress, der die Weichen in die Zukunft stellte. Dass rechtzeitig entschieden wird, wer in einem Jahr als Spitzenkandidat bzw. Spitzenkandidatin zu den PV-Wahlen antritt, war mir angesichts der Tatsache, dass ich aus Altersgründen bald mein letztes Dienstjahr beginne, ein großes Anliegen.

15 Jahre liegen hinter mir, in denen ich mich als ÖPU-Vorsitzender für die Anliegen der Gymnasien und ihrer Lehrerinnen und Lehrer einsetzen durfte und dies voller Überzeugung getan habe. Ein Jahr bleibt mir noch. Ich will und werde es mit allem Einsatz nutzen.

Die letzte Woche brachte für mich einen der schönsten Tage der letzten eineinhalb Jahrzehnte. Ich weiß nämlich, dass ich Gudrun Pennitz in einem Jahr das Staffelholz in die Hand drücken darf.

Seit der Jahrtausendwende habe ich tausende bildungswissenschaftliche Publikationen gelesen und exzerpiert, um dumme und diffamierende Aussagen von Politik und sogenannten „BildungsexpertInnen“ mit Fakten widerlegen zu können. Es hat lang gedauert, bis mein Bemühen gegriffen hat. Es war manchmal schon fast zum Verzweifeln, wie monoton Aussagen via Medien weitergetrommelt wurden, die schon längst als unzutreffend ausgewiesen waren. Anhand von Fakten jederzeit den Nachweis erbringen zu können, dass unser Schulwesen und Österreichs Lehrkräfte unter schwierigen und immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen Großartiges leisten, trotzdem aber das Gegenteil dessen in Form ebenso wahrheitswidriger wie beleidigender Schlagzeilen lesen zu müssen, schmerzte sehr.

Es war Gudrun Pennitz, die sich vor Jahren dazu bereit erklärt hat, den Berg meiner Exzerpte tausender Publikationen mit mir gemeinsam zu sichten und in eine Struktur zu bringen, um aus ihnen ein öffentlich zugängliches digitales Nachschlagewerk entstehen zu lassen. Vor starken zwei Jahren ist das bis dahin vorliegende Ergebnis unserer Arbeit unter www.bildungswissenschaft.at veröffentlicht worden. Seit damals wächst dieses Nachschlagewerk Monat für Monat.

Dass die Frequenz uns und unser Schulwesen diffamierender Aussagen gesunken ist, dass es um manch „Bildungsexperten“ – „Bildungsexpertinnen“ mögen sich auch angesprochen fühlen – zuletzt ziemlich still geworden ist, liegt ohne Zweifel auch daran, dass nun – Smartphone sei Dank – jederzeit der Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen überprüft und Fake News, mit denen wir seit vielen Jahren konfrontiert und verärgert wurden, leicht widerlegt werden können: Ein Blick auf www.bildungswissenschaft.at genügt, um Nonsens als Nonsens und Lüge als Lüge zu erkennen und entlarven zu können.

Eine Bildungspolitik, die ihre Entscheidungen auf Fakten aufbauen will, aber keine Zeit findet, tausende Seiten bildungswissenschaftlicher Literatur zu lesen, hat nun ein Instrument zur Verfügung, das sie unterstützt. Ich wünsche unserem Schulwesen viele Jahre einer Politik, die im Sinne des Gelingens von Schule wirken will und sie nicht wieder zur Spielwiese für IdeologInnen verkommen lässt.

Eine seriöse Bildungspolitik setzt auf die Erfahrung von PraktikerInnen und bildungswissenschaftliche Evidenz. Ich fühle mich wie ein Langstreckenläufer, der fünfzehn Runden hinter sich hat und die Start/Ziel-Linie für seine letzte Runde überquert. Ich fühle mich wie ein Staffelläufer, der seine letzten Reserven mobilisiert, weil er weiß, wem er nach dieser letzten Runde das Staffelholz in die Hand drücken darf, und bin darüber sehr glücklich.

Bild lizenziert von BIGSTOCKPHOTO.


2 Gedanken zu “Gerhard Riegler: In eigener Sache

  1. Mein Kompliment: sehr verdienstvoll! Lästige Anfrage: Was ist ein Faktum? Was macht man, wenn man bildungspolitische Entscheidungen „auf Fakten aufbaut“? Wie unterscheidet man zwischen fakes und Fakten? Woher kommt die Richtung unserer Entscheidungen? Wohl kaum aus den sog. Fakten.

  2. Danke für die großartige Arbeit, geschätzter Kollege Regler! Durch deine Faktensammlung und unermüdlichen Recherchen und Kampagnen hast du auch uns ein Stück des Weges geebnet! Dafür herzlichen Dank und alles Gute für deine Zukunft! Walter Baar, BG Korneuburg

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