„Reputation und Vertrauen“

Vor rund eineinhalb Jahren habe ich schon einmal über folgende – für mich erschreckende – Daten berichtet:

  • 53% der österreichischen Bevölkerung bejahen die Aussage „In my daily life it is not important to know about science“. (EU-Mittelwert 33 %) (1)
  • 17 % der österreichischen Bevölkerung bejahen die Aussage „Do you think that the overall influence of science and technology on society is negative“. (EU-Mittelwert 11 %) (2)
  • 20 % der österreichischen Bevölkerung verneinen die Aussage „Science and technology make our lives healthier“. (EU-Mittelwert 14 %) (3)
  • 33 % der österreichischen Bevölkerung halten Wissenschaftler:innen für „narrow minded“. (EU-Mittelwert 23 %) (4)

Die Gründe für diese Wissenschaftsskepsis sind sicherlich vielfältig. Einer liegt wohl im verpönten Begriff der „Elite“. Elite ist aber „grundsätzlich nichts Negatives. Spitzensport und Spitzenwissenschaft sind immer elitär. Das muss so sein, weil in einem wissenschaftlichen Prozess bisher unentdecktes Wissen von einigen wenigen Personen erarbeitet wird.“ (5)

Wenig hilfreich erscheint auch, wenn keine saubere Trennung zwischen Politik und Wissenschaft erfolgt. Wissenschaftler:innen sollten die Politik durchaus beraten, indem sie Optionen aufzeigen, erklären, welche Auswirkungen welche Entscheidungen aus wissenschaftlicher Sicht haben, meint Heinz Faßmann, der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, aber „man sollte nicht den Rock des Politikers anziehen“. (6)

Konrad Paul Liessmann schlägt in dieselbe Kerbe: „Das Vertrauen in die Wissenschaft wird nicht gestärkt, sondern eher geschwächt, wenn sich Wissenschaftler als politische Aktivisten und Kämpfer versuchen und sich etwa gegen den Klimawandel und für einen Systemwechsel engagieren. Als Bürger ist ihnen das unbenommen; als Forscher sollten sie jedoch jene Distanz wahren, die allein den Erkenntnisfortschritt ermöglicht. Die Barrikade ist kein Ort der Wissenschaft – außer man errichtete diese, um für die Freiheit des Denkens zu demonstrieren.“ (7)

Reputation und Vertrauen sind ein sehr hohes Gut in der Wissenschaft“, sagt Faßmann. Auch in der Politik, möchte ich ergänzen. Hat man sie verloren, gewinnen diejenigen, die „gegen die da oben“ oder „gegen das System“ sind. Das gab es schon in der Vergangenheit – mit verheerenden Folgen.

(1) EU-Kommission (Hrsg.), European citizens’ knowledge and attitudes towards science and technology (September 2021, S. 35.

(2) Siehe a.a.O., S. 91.

(3) Siehe a.a.O., S. 146.

(4) Siehe a.a.O., S. 187.

(5) Heinz Faßmann, „Wir müssen den Elfenbeinturm verlassen“. In: News online vom 3. Mai 2023.

(6) Ebenda.

(7) Konrad Paul Liessmann, Die Orte der Wissenschaft. In: Wiener Zeitung online vom 12. Februar 2023.

Bild lizenziert von BIGSTOCKPHOTO.


Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..