Die Kinder einer Schule im Schweizer Kanton Aargau – die Gemeinde hat einen der höchsten Ausländeranteile der Schweiz – dürfen auf dem Schulgelände ab sofort nur noch Deutsch sprechen. „Das Ziel sei, dass möglichst viele Kinder möglichst gute Chancen in der Schule und später auf dem Arbeitsmarkt hätten.“ (1)
Ich halte nichts von Zwang, doch auch in Österreich besteht akuter Handlungsbedarf, wenn wir nicht wollen, dass unsere Gesellschaft zerreißt. Anders als in anderen Einwanderungsstaaten hat in Österreich die überwältigende Mehrheit der ImmigrantInnen nämlich die Landessprache nicht als Umgangssprache übernommen. (2) Der Rückstand an Bildung von Menschen, die im Ausland geboren sind, ist in Österreich weit größer als im internationalen Durchschnitt, und immer mehr Menschen sind von diesem großen Rückstand betroffen. (3)
In einer Gesellschaft, die keine gemeinsame Sprache hat, haben die Menschen einander nichts mehr zu sagen, ja können gar nicht miteinander reden, selbst wenn sie wollten. Wenn es noch dazu möglich ist, im Alltag alles in seiner Herkunftssprache zu erledigen, fehlt oft jegliche Motivation, die Landessprache zu erlernen. So entstehen Parallelgesellschaften, oftmals geprägt von gegenseitiger Ablehnung, Misstrauen und Aggression.
Eine erfolgreiche Integrationspolitik, die genau das verhindern will, beginnt im Elternhaus und hat im vorschulischen Bereich mit gezielter Sprachförderung fortgesetzt zu werden. Wenn sich ganze Gruppen von Kindern weder am Schulhof mit Gleichaltrigen noch im Unterricht mit ihren LehrerInnen in der Landessprache verständigen können, ist es schon zu spät.
P.S.: Unter allen Millionenstädten in der EU, zu denen die Eurostat-Datenbank Daten liefert, hat Wien bei den 25- bis 34-Jährigen die höchste Arbeitslosenquote.
(1) Probleme auf dem Schulhof – jetzt müssen alle Deutsch reden. In: Heute online vom 11. November 2022.
(2) Siehe OECD (Hrsg.), PISA 2018 Results (Volume II): Where All Students Can Succeed (2019), Figure II.9.4.
(3) Siehe a.a.O, Table II.B1.9.3.
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@: „Eine erfolgreiche Integrationspolitik, die genau das verhindern will, beginnt im Elternhaus und hat im vorschulischen Bereich mit gezielter Sprachförderung fortgesetzt zu werden.“
Was ist eigentlich aus der Idee geworden, 2 Jahre Kindergarten-Pflicht einzuführen?
Woran ist das gescheitert? Kein Geld? Oder Politik, weil das Kind der heiligen Familie entrissen wird?
Kindergarten scheint doch die einfachste Möglichkeit zu sein, frühen Spracherwerb zu fördern (?)
Und wieso bringt offenbar das eine Jahr Kindergarten nichts, das wir jetzt schon verpflichtend haben? Wozu dann überhaupt die Verpflichtung?
Lauter berechtigte Fragen…