Herbert Weiß: Wir brauchen junge Lehrer:innen

Alle Bemühungen des Bildungsministeriums um Quereinsteiger:innen und altgediente Lehrpersonen, die auch in ihrer Pension unterrichten, werden den Mangel an Lehrer:innen nicht beseitigen können. Das Hauptaugenmerk muss darauf gelegt werden, junge Menschen für den Lehrberuf zu gewinnen.

Die am 16. Mai erschienenen Ergebnisse der Ö3-Jugendstudie erscheinen mir in diesem Zusammenhang als relevant. (1) In einigen Punkten entspricht unsere Tätigkeit nämlich durchaus den von den Jugendlichen genannten Wünschen für den künftigen Beruf. So sind Schüler:innen und Student:innen im Alter von 16 bis 25 Jahren folgende Punkte besonders wichtig:

  • … etwas zu tun, was ich sinnvoll finde … 79 % sehr und 19 % ziemlich wichtig;
  • … Arbeitszeiten, die ich an mein Leben anpassen kann … 59 % sehr und 32 % ziemlich wichtig
  • … sicherer Arbeitsplatz … 75 % sehr und 22 % ziemlich wichtig.

Diese Punkte bestärken mich darin, in unserem Kampf um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen nicht müde zu werden. Was den sicheren Arbeitsplatz betrifft, sind wir in den letzten Wochen durch das Bekenntnis des Bundesministers zu einer früheren Umstellung auf Fixverträge zumindest schon einen wichtigen Schritt weitergekommen. Etwas zu tun, was ich sinnvoll finde, flexible Arbeitszeiten und ein sicherer Arbeitsplatz haben auch mich in jungen Jahren zur Wahl meines Berufs bewogen, der für mich nach wie vor einer der schönsten ist, den ich mir vorstellen kann.

Leider erleben wir alle aber schon seit Jahren, dass unsere Gestaltungsmöglichkeiten als Lehrpersonen z. B. durch Standardisierungen oder ständige Evaluationen immer mehr eingeschränkt werden. Unsere jungen Kolleg:innen werden durch das gegen den Willen der Gewerkschaft durchgeboxte „neue“ Dienstrecht zusätzlich massiv belastet. Ihr Wunsch, nicht in Vollzeit arbeiten zu müssen, ist mehr als verständlich, wenn es nur mehr die Wahl zwischen Nachtstunden oder Wochenenden gibt, um ausstehende Arbeiten zu erledigen.

In vielen Bereichen müsste die Politik sich also endlich dazu durchringen, bei den Anforderungen an die Lehrer:innen vom Gas runter zu gehen. Im „neuen“ Dienstrecht geht es dabei sicher auch um die Reduktion der Lehrverpflichtung. Insgesamt aber gilt es, Lehrer:innen bei den vielen Aufgaben, die wir in den letzten Jahren zusätzlich zu unserer Unterrichtstätigkeit übernehmen mussten, endlich zu entlasten. Gas geben sollte man bei der Erhöhung des Einkommens für Lehrer:innen. Immerhin ist in der oben genannten Gruppe ein hohes Einkommen für 33 % sehr und 59 % ziemlich wichtig.

(1) Siehe https://www.oe3jugendstudie.at/.

Bild lizenziert von BIGSTOCKPHOTO.


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