Vor wenigen Tagen flatterte die Einladung zum 5. Maturajubiläum meiner „letzten“ Klasse, die ich als Klassenvorständin zur Matura geführt habe, in mein Postfach. Sie rief in mir die aufregende, hektische, nervöse und schlussendlich so euphorische Stimmung rund um die Maturawochen des Jahres 2018 in Erinnerung. Wie stolz, selbstbewusst und glücklich „meine“ Jungtruppe damals das Schulhaus für immer verließ, denn sie hatten eine echte Herausforderung gemeistert und sich bewiesen. Wie überwältigend das Bewusstsein für mich, den schönsten Beruf der Welt auszuüben!
Die Wiedereinführung der mündlichen Matura in ihrer ursprünglichen Form ist für mich ein weiterer, nicht unwesentlicher Beleg dafür, dass das Schulleben wieder in gewohnte Bahnen zurückgekehrt ist. Doch die Matura ist mehr. Sie ist der krönende Schlussstein am „Gebäude“ der eigenen Schulbildung, der mit viel Mühe und Kraftanstrengung platziert werden muss. Doch dann hat man bewiesen, dass man reif ist für neue Herausforderungen, denen man sich wird stellen müssen und denen man auch gewachsen sein wird. Was für ein Moment!
Allen Maturantinnen und Maturanten des Jahrgangs 2023 wünsche ich von Herzen eine erfolgreiche schriftliche und mündliche Matura und Erinnerungen, die sie ein Leben lang begleiten!
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Meine letzte Matura (vor der Pension) war 2015.
Hatten meine SchülerInnen zuvor in Englisch über Jahrzehnte hinweg Klausur-Schnitte von 2,7 bis 3,4 erreicht, so erzielten sie 2015 bei der ersten Zentralmatura sagenhafte 1,65. (Bei der Kollegin in der Nachbarklasse war es sogar noch eine Spur besser.) Damit lagen wir im Österreich-Schnitt, der sich seither nicht geändert hat.
Meine Pensionierung kam also gerade zur rechten Zeit.
Davor war es mir vergönnt, ein Arbeitsleben lang den Eindruck zu haben, etwas Sinnvolles zu tun.
Alles schön und gut. Wirklich. Aber, wenn man die Matura wirklich noch ernst nehmen will,
sollten zwei Dinge geschehen. Streichung der Jahresnote als Teil der Matura. Diese Forderung wäre leicht zu erfüllen. Zweitens müsste man die Aufnahmeprüfungen an der Uni in vielen Fächern streichen. Eine Forderung, die heutzutage sehr utopisch klingt. Sie würde aber den Wert einer Matura wieder stark erhöhen. In der derzeitigen Situation schaut es eher so aus,
als dass der Matura ein langsames Ende vorausgesagt werden muss. Eben wegen dieser vielen
Uni-Aufnahmeprüfungen.
Lieber Detlef, Du hast wie so oft, vollkommen recht.