Böse Zungen behaupten, dass im Weihnachtsgeschäft der einzige Grund läge, Weihnachten überhaupt noch zu feiern. Ende November berichteten Medien, dass in zwei Volksschulen im Bezirk Leoben die Eltern in einem Brief informiert wurden, dass man dort „schulinterne Feiern im Advent als ‚ethische Rituale‘“ feiern wolle, um damit „den Bezug zur römisch-katholischen Religion gering zu halten“. (1)
Die Kirche hat Verbrechen zu verantworten, die von Hexenverbrennungen über Kreuzzüge bis zu Kindesmissbrauch und dessen Vertuschung reichen. Daraus abzuleiten, dass wir deshalb die christliche Religion aus unserem Leben drängen sollen, halte ich für ebenso wenig gerechtfertigt wie die Forderung, auf christliche Feste zu verzichten, weil man so auf andere Religionen oder Andersdenkende Rücksicht nehme.
Immer wieder wird gefordert, den Religionsunterricht aus den Schulen zu verbannen. Dass das nicht meine Meinung ist, wird bei einem Funktionär der FCG wohl niemanden wundern. Was aber Hans Rauscher in einem Plädoyer gegen die Abschaffung des Religionsunterrichts schreibt, hat für manche möglicherweise mehr Gewicht: „Selbstverständlich muss religiöser Fanatismus scharf bekämpft werden, aber ohne das ethische und kulturelle Erbe der Religion(en) wäre unsere Gesellschaft ärmer, geistig anspruchsloser, ja trostloser. Schule soll bilden. Das Wissen um die Religionen gehört zur Bildung.“ (2)
Mein Appell lautet: Bekennen wir uns zu unserem christlichen Erbe, feiern wir unsere christlichen Feste, lassen wir uns den Religionsunterricht an den Schulen nicht schlecht machen und beweisen wir unser christliches Denken durch Toleranz gegenüber anderen Religionen und Andersdenkenden!
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen schon jetzt ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das Jahr 2023.
(1) Katholische Kirche: „Aus Vielfalt Einheitsbrei zu machen, ist ein Kulturverlust“. In: Kleine Zeitun online vom 29. November 2022.
(2) Hans Rauscher, Religion raus aus Schule? In: Der Standard online vom 10. Dezember 2022.
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@: „beweisen wir unser christliches Denken durch Toleranz gegenüber anderen Religionen und Andersdenkenden!“
Die Wahl des Nomens „Toleranz“ im o.a. Zitat ist vielsagend. „Toleranz“ übersetzt das Österreichische Wörterbuch mit „Duldsamkeit“. (Dagegen „Akzeptanz“: „Annahmebereitschaft“)
Das Verb „dulden“ definiert der DUDEN so: „aus Nachsicht fortbestehen lassen, ohne ernsthaften Widerspruch dagegen einzulegen od. bestimmte Gegenmaßnahmen zu ergreifen“. Das Österreichische Wörterbuch geht noch einen Schritt weiter: „zulassen, still leiden“.
Herbert Weiß meint also, die angemessene Reaktion gegenüber „anderen Religionen und Andersdenkenden“ seien Nachsicht und stilles Leiden.