Internationale Studien eröffnen immer wieder interessante Einblicke, auch wenn sie kaum jemand liest. Aus der neuen OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2022“ erfährt man, dass es nur vier OECD-Staaten gibt, in denen mehr als ein Fünftel derer, die ein tertiäres Studium beginnen, internationale Studierende sind – also Personen, die mit einer im Ausland erworbenen Studienberechtigung in ein anderes Land kommen, um in ihm zu studieren: Kanada (24,0 %), Österreich (23,5 %), Luxemburg (21,9 %) und Neuseeland (21,2 %). (Da Luxemburg nur über einen äußerst kleinen tertiären Bildungsbereich verfügt, selbst wenn man die geringe Bevölkerungszahl in Betracht zieht, lasse ich Luxemburg in Folge außen vor.)
Der Privatanteil an der Finanzierung des Tertiärbereichs liegt in Neuseeland und Kanada bei 46,3 %, im OECD-Durchschnitt bei 30,8 % und in Österreich bei rund einem Drittel davon (11,0 %). Der Anteil der Kosten für das tertiäre Studium, der von den Studierenden bzw. deren Eltern zu bezahlen sind, beträgt in Neuseeland 32,4 %, in Kanada 26,2 %, im OECD-Durchschnitt 22,3 % und in Österreich 3,5 %. (1)
Kürzer formuliert: Der Privatanteil an der Finanzierung des Tertiärbereichs ist in Neuseeland mehr als 4x so hoch wie in Österreich, der Kostenbeitrag der Studierenden mehr als 9x so hoch. Das im internationalen Vergleich für junge Menschen extrem billige Studium kommt in einem international exorbitant hohen Ausmaß internationalen Studierenden zugute, v. a. solchen aus Deutschland. Das wäre allerdings noch nicht das volkswirtschaftliche Problem. Zum Problem wird es, weil Österreich nach wie vor zu den Staaten gehört, denen es am wenigsten gelingt, internationale Studierende nach ihrem Studium im Land zu halten. (2)
Etwas flapsiger ausgedrückt: Österreich leistet sich jährlich Entwicklungshilfe für Deutschland in der Höhe hunderter Millionen Euro. Das Geld könnte man im Bildungswesen besser einsetzen, denke ich.
(1) Siehe OECD (Hrsg.), Bildung auf einen Blick 2022 (2022), Abb. C3.1 und Tab. C3.1.
(2) Siehe OECD (Hrsg.), International Migration Outlook 2022 (2022), Fig. 7.1.
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