Der Lehrermangel ist offenkundig und war vorhersehbar. Ob die Maßnahmen, ihn zu beheben, immer die klügsten sind, wage ich zu bezweifeln.
Für den Einsatz in allgemeinbildenden Unterrichtsgegenständen in der Sekundarstufe ist ein Lehramtsstudium im Gesamtausmaß von zumindest 330 ECTS-Anrechnungspunkten (11 Semester Mindeststudiendauer!) erforderlich. Allein allgemeine bildungswissenschaftliche Grundlagen müssen darin mindestens 60 ECTS-Anrechnungspunkte umfassen, also mindestens ein Jahr Vollstudium. Und der zuständige Bundesminister meint, eine Kürzung der LehrerInnenausbildung käme nicht in Frage?! (1)
Beachtenswertes gibt es aber auch in anderen politischen Lagern. In Wien etwa arbeiten JunglehrerInnen ohne Versicherung (2) – und das vier Wochen nach Schulbeginn! Eine andere Lehrerin berichtet, „dass sie trotz eines positiven Vorstellungsgesprächs noch nicht unterrichten dürfe und derzeit beim AMS gemeldet sei.“ (3) Da bin ich doch richtig erleichtert, dass es sich nur um „Einzelfälle“ handelt, wie die Bildungsdirektion für Wien betont. (4) Der pinke Wiener Bildungsstadtrat ist der Überzeugung, dass „der Lehrberuf wieder attraktiviert werden“ müsse. (5) Wenn das nicht paradox ist …
(1) Siehe Polaschek: „Nein“ zu kürzerer Lehrerausbildung. In: ORF online vom 8. Oktober 2022.
(2) Siehe Junglehrer ohne Vertrag, Versicherung und Gehalt. In: Kurier online vom 9. Oktober 2022.
(3) Kritik an Wiener Bildungsdirektion hält an. In: ORF online vom 8. Oktober 2022.
(4) Siehe Junglehrer ohne Vertrag.
(5) Siehe Kritik an Wiener Bildungsdirektion.
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Ein Gedanke zu “Paradoxien”