Wortmagie

Vor vielen Jahren gehörte ich der Studienkommission einer Pädagogischen Hochschule an. Damals mussten die Curricula für die verschiedenen Lehramtsstudien erstellt werden. Ich konnte nicht umhin, immer wieder anzumerken, dass, würde man den Inhalt der Curricula ernst nehmen, nur pädagogische Wunderwuzzis das Studium schaffen könnten.

Am Montag endete die zehnwöchige Begutachtungsfrist für die neuen Lehrpläne. Sie erinnern mich an damals, und nicht nur mich. Die AHS-Gewerkschaft betont in ihrer Stellungnahme, dass nach den Belastungen durch die Corona-Pandemie und den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eine Mehrarbeit für LehrerInnen ein absolutes No-Go ist. Alle Lehrergewerkschaften kritisierten die Lehrpläne u. a. als praxisfern und nicht umsetzbar. Der emeritierte Bildungswissenschaftler Univ.-Prof. Dr. Stefan Hopmann meinte dazu: „Ja, die haben völlig recht. Also ich mache jetzt seit über vierzig Jahren international Lehrpläne. Ich habe selten ein so überfrachtetes, mit Erwartungen völlig überzogenes Dokument gesehen. […] Die Lyrik im ersten Teil des Lehrplans, wo wunderbar beschrieben wird, was alles für Ziele erreicht werden sollen in der Schule, ist wirklich weit überschießend. Da wird eine riesige Erwartungshaltung aufgebaut, die mit dem alltäglichen Unterricht wenig bis gar nichts zu tun hat.“ (1)

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr manche dem Zauber der Wortmagie erliegen.

(1) Stefan Hopmann im Ö1-Morgenjournal um 8:00 Uhr am 21. September 2022.

Bild lizenziert von BIGSTOCKPHOTO.


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