Gudrun Pennitz: Vorsichtig optimistisch

Es war ein „heißer“ Sommer. Nicht nur wegen der anhaltend hohen Temperaturen, sondern auch wegen der vielen beunruhigenden Nachrichten, die uns den Schweiß auf die Stirn trieben. PädagogInnen und Eltern schulpflichtiger Kinder beschäftigte wohl vornehmlich die Frage, wie gut der Schulanfang vonstattengehen würde, so ganz ohne Corona-Maßnahmen und mancherorts womöglich gar ohne genügend LehrerInnen.

Unter der Flut von Medienberichten, die sich dem Thema Schulanfang widmeten, stieß ich plötzlich auf etwas, das mir trotz der heißen Außentemperatur einen kalten Schauer über den Rücken jagte. (1) Eine Kleinstadt im US-Bundesstaat Missouri hat die Prügelstrafe für SchülerInnen wieder eingeführt. Die ausufernde Autonomie US-amerikanischer Schulbehörden ermöglicht vieles. Auch das. Ab dem neuen Schuljahr dürfen dort Kinder mit einem Holzpaddel (sic!) auf das Hinterteil geschlagen werden, wenn andere „Disziplinierungsmittel“ davor keine Wirkung gezeigt haben. Aber nur auf den Hintern, nicht auf den Kopf, und nur, wenn ihre Erziehungsberechtigten vorab dieser Form der Bestrafung zugestimmt haben. Die Mehrheit der Eltern hat zugestimmt. Dass kein Lehrer, keine Lehrerin, von diesem „Recht“ je Gebrauch machen wird, bleibt zu hoffen. Diese völlige Kapitulation vor den pädagogischen Herausforderungen einer immer komplexer und heterogener werdenden Gesellschaft verstört dennoch zutiefst.

Vieles bleibt noch zu bewältigen. Vieles ist uns die Politik schuldig geblieben. Zumindest bleibt die Hoffnung auf einen relativ normalen Herbst. Was mir Kraft gibt, ist die Gewissheit, dass wir LehrerInnen auch in schwierigen Zeiten unseren SchülerInnen stets voller Empathie zur Seite stehen und sie nie im Stich lassen. Dafür wird uns immer noch viel zu wenig öffentliche Anerkennung gezollt. Umso herzlicher danke ich euch allen für eure großartige Arbeit und wünsche euch alles erdenklich Gute für das neue Schuljahr!

(1) Siehe Schulbezirk erlaubt körperliche Züchtigung mit Holzpaddel. In: Spiegel online vom 26. August 2022.

Bild lizenziert von BIGSTOCKPHOTO.


Ein Gedanke zu “Gudrun Pennitz: Vorsichtig optimistisch

  1. Für uns muss das amerikanische „paddling“ absurd erscheinen, aber es hat einen kulturellen Hintergrund. Es nur als “ völlige Kapitulation vor den pädagogischen Herausforderungen einer immer komplexer und heterogener werdenden Gesellschaft“ zu interpretieren, scheint eine verkürzte Sicht zu sein.
    Für österreichische Lehrer, die noch nie davon gehört haben, empfiehlt sich ein Blick auf den Wikipedia-Artikel dazu:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Paddle_(Spanking)

    Auf Englisch: https://en.wikipedia.org/wiki/Paddle_(spanking)

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