Herbert Weiß: Wunsch ans Christkind

Die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf 25 Kinder sei „eine enorm teure Maßnahme, die nachweislich zu keiner Verbesserung geführt hat“, so meint „Bildungsexperte“ Andreas Salcher zu wissen. (1)

Hier die Fakten aus dem Mund bzw. der Feder von Personen und Institutionen, die mit der Lehrervertretung nichts zu tun haben:

  • Gemäß Metaanalysen zeigen viele empirische Untersuchungen, dass eine Verringerung der Klassengröße mit besseren Schülerleistungen in der kurzen Frist und mit größeren Bildungserfolgen in der langen Frist einhergeht.“ (2)
  • In kleinen Klassen ist es etwa möglich, mehr individuelle Betreuung der Schüler zu gewährleisten und weniger Frontalunterricht durchzuführen, sodass die Schüler in der Interaktion mit der Lehrperson eine aktivere Rolle einnehmen und sich stärker im Unterricht engagieren und weniger Unterrichtsstörungen stattfinden.“ (3)
  • Jedenfalls kann die Klassengröße das Unterrichtsgeschehen und auch die Möglichkeiten auf das individuelle Lernen der Schülerinnen und Schüler einzugehen, in nicht unerheblichem Ausmaß beeinflussen.“ (4)
  • On average across OECD countries, students in smaller classes reported more frequently than students in larger classes that their teachers adapt their instruction to students’ needs, knowledge and level of understanding.“ (5)
  • Larger classes are associated with a higher proportion of students with behavioural problems, which, in turn, is associated with less time spent on teaching and learning activities.“ (6)
  • Class size matters. Research supports the common-sense notion that children learn more and teachers are more effective in smaller classes.“ (7)
  • Estland, Europas PISA-2015-Sieger: „In 2013-14, the average primary class had 18.4 students, the average lower secondary class had 17.9 students and the average upper secondary class had 23.9 students.“ (8)
  • Gemäß einer neueren Metaanalyse zeigen die meisten empirischen Untersuchungen, dass eine Verringerung der Klassengröße mit besseren Schülerleistungen einhergeht.“ (9)

Noch viele weitere bildungswissenschaftliche Zitate sind zum Thema Klassengröße auf www.bildungswissenschaft.at zu finden. Andreas Salcher sollte sie lesen, bevor er glaubt, diesbezüglich bildungspolitische Beratung leisten zu können.

Übrigens werden in der AHS-Unterstufe trotz Klassenschülerhöchstzahl 25 fast 40 Prozent der Kinder in Klassen mit mehr als 25 Kindern unterrichtet, wie jetzt auch die Statistik Austria bestätigt hat (10) – ein Missstand, den die AHS-Lehrervertretung seit Jahren mit allem Nachdruck als gesetzwidrig beanstandete, der aber den Unterrichtsministerinnen des letzten Jahrzehnts offensichtlich gleichgültig war.

Mein Wunsch ans Christkind ist einfach formuliert: Die neue Bildungsministerin bzw. der neue Bildungsminister möge sich mehr an wirklichen als an selbsternannten ExpertInnen orientieren.

(1) Bernhard Gaul, SOS: „Hatten noch nie so viele Kinder, die nicht lesen können“. In: Kurier online vom 10. Dezember 2017.

(2) Institut der deutschen Wirtschaft Köln (Hrsg.), Bildungsmonitor 2017 (2017), S. 28.

(3) a.a.O., S. 27.

(4) Kristina Reiss u. a., PISA 2015. Eine Studie zwischen Kontinuität und Innovation (2016), S. 202.

(5) OECD (Hrsg.), PISA 2015. Results in Focus (2016), S. 11.

(6) OECD (Hrsg.), Education at a Glance 2015: OECD Indicators (2015), S. 418.

(7) Diane Whitmore Schanzenbach, Does Class Size Matter? (2014), Executive Summary.

(8) OECD (Hrsg.), OECD Reviews of School Resources – Estonia (2016), S. 166.

(9) Institut der deutschen Wirtschaft Köln (Hrsg.), Bildungsmonitor 2013 (2013), S. 27.

(10) Statistik Austria (Hrsg.), Bildung in Zahlen 2015/16 – Schlüsselindikatoren und Analysen (2017), S. 84.


3 Gedanken zu “Herbert Weiß: Wunsch ans Christkind

  1. Dieser „Wunsch ans Christkind“ ist einfach eine Themenverfehlung.

    „Die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf 25 Kinder sei „eine enorm teure Maßnahme, die nachweislich zu keiner Verbesserung geführt hat“, so meint „Bildungsexperte“ Andreas Salcher zu wissen.“

    Eine Widerlegung dieser Aussage Salchers würde darin bestehen, nachzuweisen, dass in den Zeiten NACH BM Gehrer, als die Klassenschülerzahlen gesenkt wurden, eine Verbesserung der Leistungen österreichischer Schüler eingetreten ist.
    Und wenn man noch so viele Aussagen sammelt, wonach eine Senkung der Klassenschülerhöchstzahl eine grundsätzlich positive Maßnahme sei – Salcher spricht von einem ganz konkreten Effekt in Österreich, nicht von einem pädagogischen Gesetz. Und dieser ganz konkrete Effekt wird doch wohl irgendwie zu belegen sein, oder?

    Vielleicht kann ja Kollege Riegler helfen – besser als er kennt sich niemand in Statistiken aus.

  2. Sehr geehrter Kollege Wallner, leider ist es den Unterrichtsministerinnen gelungen, den positiven Effekt, den eine Senkung der Klassengröße selbstverständlich hat, durch andere Maßnahmen zu kompensieren – oder anders ausgedrückt: zunichte zu machen. Ohne die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl hätte deren Wirken noch größeren Schaden angerichtet.

    1. Ich war schon darauf gefasst, es würde jemand die hervorragenden Noten-Ergebnisse der Zentralmaturen 2015, 2016 und 2017 als Beweis dafür anführen, dass sich wenigstens an den Höheren Schulen etwas verbessert hat …

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